Der grosse Geiger Yehudi Menuhin sagte über die Freude der Musik: «Die Freude liegt natürlich im Improvisierten und Unvorhersehbaren. Ohne diese würde uns nichts interessieren.»

 

Das stimmt nicht nur für die Musik, sondern für vieles in unserem Leben. Wer sein Leben so plant, dass alles so abläuft, wie er sich das täglich vornimmt, der mag darin eine gewisse Befriedigung finden. Doch die Freude entsteht gerade dann, wenn etwas Unvorhersehbares eintritt. Das stimmt. Ich selber lasse täglich Raum für Unvorhersehbares; manchmal ist es ein Musikstück, manchmal eine Blume oder ein Sonnenstrahl, der durch den Nebel dringt, manchmal einfach ein Atemzug, ein Gefühl, ein Wort, manchmal eine Begegnung mit einem Menschen, manchmal einen Moment der Gedankenlosigkeit und Stille.

 

Freude ist überraschend.

 

Manche tun sich schwer, ihre Planungen durchkreuzen zu lassen. Was ich tun kann, ist offen zu sein für das, was mich überraschen möchte. Doch wenn ich unfähig bin, mich überraschen zu lassen, wenn ich gar nicht damit rechne, weil ich mir einen Panzer der Hartnäckigkeit zugelegt habe, dann geht das Neue und Unvorhersehbare an mir vorbei, auch wenn es noch so fröhlich auf mich zukommt. Wenn wir achtsam wahrnehmen, was in und um uns geschieht, werden wir viel mehr solche Glücksmomente erleben.